Hof-Heft 12: Die Nacht

Obwohl wir unser Leben doch zum großen Teil am Tag leben, beschreiben Gedichte und Lieder viel häufiger den Abend und die Nacht als, sagen wir, Frühstückszeit oder Teestunde. Wenn wir Mond- und Sternenverse mitzählen, kann die Nacht- der Liebeslyrik das Wasser reichen (gut, die Schnittmenge ist groß). In der Musik stehen einem Grieg’schen „Morgen“ jede Menge Nocturnes und Serenaden, Mondscheinsonaten, Schlaf- und Wiegenlieder gegenüber.

Erst durch die Trennung von Tag und Nacht schuf Gott eine lebenswerte Erde aus jener Welt, die zuvor laut Genesis „wüst und leer“ war, hebräisch „tohu vavohu“ (wovon unser Tohuwabohu abstammt). „Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.“ Danach erst trennt Gott Himmel und Erde, Wasser und Land, erschafft Pflanzen, „ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne“, Tiere und am sechsten Tag den Menschen „als Mann und Weib“. Tag und Nacht, Licht und Finsternis sind die erste aller Polaritäten, älter als männlich und weiblich, Ein- und Ausatmen, gut und böse.

Ein Heft über die Tarnfarben der Nacht, Eulen und Lerchen, den Schlaf und das Träumen. Special Guests: Dr. med Heinrich Faust und Hamlet, Prinz von Dänemark.
Komplettes Heft hier (externer Link).